Wir feiern 100 Jahre staatliche Lehrkräftebildung in Hamburg
„Weiterbildung ist keine private Angelegenheit des Lehrers – sie ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, für die der Staat die Mittel bereitstellen muss.“
(Anne Banaschewski, Institutsleitung 1952-1966)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Partnerinnen und Partner,
liebe Hamburgerinnen und Hamburger,
das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) feiert 100 Jahre staatliche Lehrkräftebildung in Hamburg – ein Jahrhundert, in dem sich vieles änderte und doch Wesentliches unangetastet bleibt: so auch der zitierte Grundsatz Anne Banaschewskis.
Gegründet im Jahr 1925 als „Institut für Lehrerfortbildung (IfL)“ markierte die Einrichtung den Beginn einer akademischen Ausrichtung der Lehrkräftebildung in Hamburg. Diese Neuerung ersetzte das bisherige System, in dem Lehrkräfte in Seminaren unabhängig der Universität aus- und fortgebildet wurden. Gleichzeitig wurde eine allgemeine Fortbildungspflicht für Lehrkräfte eingeführt. Bereits in den Anfangsjahren setzte das Institut wegweisende Impulse: Es richtete eine zentrale Bibliothek für die Lehrerschaft ein und bot oft Vorträge und Kurse, die von renommierten Pädagoginnen und Pädagogen, Kunstschaffenden und Universitätsdozierenden geleitet wurden. Der Hamburger Maler Arthur Siebelist etwa wirkte lange als Zeichenlehrer am Institut.
1936/37 wurde die Lehrerbildung unter dem nationalsozialistischen Regimes wieder von der Universität getrennt und gleichgeschaltet, bevor das Institut 1942 vollständig geschlossen wurde. Die Ausbildung wurde stattdessen an die neu gegründete „Hochschule für Lehrerbildung“ und ab 1940 an die sogenannten „Lehrbildungsanstalten“ verlegt. Die Dauer der Ausbildung verkürzte sich auf zwei Jahre. Neben der ideologischen Prägung dieser Zeit stellte nach 1945 auch die Heterogenität der Ausbildungsformen eine Herausforderung für die Hamburger Bildungslandschaft dar.
Ab1946 knüpfte das IfL unter seinem ursprünglichen Namen an die Gründungsjahre an und nahm vor allem unter der Leitung der Reformpädagogin Dr. Anne Banaschewski in den 1950er- und 1960er-Jahren eine zentrale Rolle bei der Stärkung demokratischer Werte und der Wiederanbindung der Pädagogik an die Wissenschaft ein. Es führte Entnazifizierungskurse durch und entwickelte Lösungen für den Fachkräftemangel im regen Austausch mit Wissenschaft und Industrie. In den 1960er-Jahren war das Institut Vorreiter bei der Einführung neuer Unterrichtskonzepte, wie der „Neuen Mathematik“, und unterstützte Lehrkräfte bei der Bewältigung neuer wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Anforderungen.
Im Jahr 2003 wurde das Landesinstitut durch Zusammenführung mehrerer Dienststellen der ehemaligen Behörde für Bildung und Sport (BBS) in seiner heutigen Form gegründet. Es umfasst das damalige Staatliche Studienseminar, das Lehrerprüfungsamt, das Institut für Lehrerfortbildung, das Landesmedienzentrum, das Suchtpräventionszentrum sowie die Beratungsstellen für Gewaltprävention und für besondere Begabungen. In dieser Form setzt es bis heute bildungspolitische Vorhaben schulnah um: z. B. die Reform der Lehrerbildung, das Suchtpräventionskonzept des Senats oder die Implementierung der neuen Bildungspläne, des Orientierungsrahmens Schulqualität oder der Selbstverantworteten Schule (SvS). Diese Geschichte des stetigen Wandels und der kontinuierlichen Anpassung an die Bedürfnisse von Lehrkräften und Schulen prägt die Arbeit des LI bis heute.
Das Jubiläum wird mit einem Festjahr gewürdigt, das die Bedeutung dieser Einrichtung für das Bildungssystem Hamburgs hervorhebt. Zu den Höhepunkten zählen ein feierlicher Senatsempfang, die Vorstellung eines neuen, zukunftsweisenden Namens für das Institut, ein Sonderbeitrag im LI-Magazin und ein besonderer Tag des Offenen Denkmals, der der breiten Öffentlichkeit Einblicke in die Arbeit des LI bietet. Diese Feierlichkeiten verbinden Rückblick und Ausblick: Sie würdigen die Geschichte des Instituts und betonen zugleich seine Rolle in der Gestaltung der Bildungslandschaft von morgen.
Wir laden alle Mitarbeitenden des LI, unsere Partnerinnen und Partner in der Zusammenarbeit sowie interessierte Hamburgerinnen und Hamburger dazu ein, dieses Jubiläum mit uns zu feiern.
Heinz Grasmück und Dr. Kristina Hackmann
(Direktor und stellvertretende Direktorin des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung)