Quelle: LI
standhalten - Der Film
Kurzfilm zur Publikation standhalten.
Film
Sie können den Film hier direkt ansehen, oder unter Downloads (s.u.) herunterladen.
Einführung
Der Film standhalten wurde auf dem Film-Festival abgedreht 2011 hoch prämiert, indem er von sechzig eingereichten Filmen sogar einen der zwei Doppelpreise gewonnen hat. Er ist von Schülerinnen und Schüler mit Migrationsgeschichte jahrgangsübergreifend und durch außerunterrichtliches Engagement mit Hilfe des Filmemachers Marcin Michalski (ehemalig Netzwerk kanak attak) an der Nelson-Mandela-Schule im Stadtteil Wilhelmsburg-Kirchdorf in Hamburg entstanden und wurde von dieser auch teilweise finanziert.
Im Rahmen der bereits bestehenden Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) zur Qualifizierungsmaßnahme zur interkulturellen Koordination an Hamburger Schulen wurde die Produktion begleitender Unterrichtsmaterialien von der Stiftung :do, der ZEIT-Stiftung, der Firma Aurubis und dem LI finanziell gefördert.
Die Schülerinnen und Schüler haben im Rahmen des Schulverbunds Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage ihre Lebenswelten zum Ausgangspunkt gemacht, daher wurden die im Film dargestellten Geschichten von ihnen selbst entwickelt und basisdemokratisch entschieden.
Themen wie Mobbing, die sog. Kopftuchdebatte, (institutioneller) Rassismus oder vermeintliche und faktische Stigmatisierung von Herkunftsdeutschen sind zentrale Aspekte, die hier auch nach dem didaktischen Prinzip des biographischen Lernens angegangen werden. Der Film, wie auch teilweise das Unterrichtsmaterial, wurde mit Schülern und Schülerinnen gemeinsam entwickelt, so dass nicht nur ein vermuteter Lebensweltbezug zum Tragen kommt, sondern eine wirkliche Schülerinnen- und Schülerpartizipation. Wegen der besonderen Nähe zum Beispiel zu Alltagsrassismus ist es wichtig, dass Sie im Unterricht Schülerinnen und Schüler mit Migrationsgeschichte selbst entscheiden lassen, ob sie ihre Erfahrungen beitragen wollen oder nicht.
Inhalt des Films: Nach einem Vorsprechen für eine Theaterrolle schließen zwei konkurrierende Schülerinnen eine Wette ab. Bahar glaubt, dass sie wegen ihres muslimischen Kopftuchs von der Lehrerin nicht genommen wurde und fordert daraufhin ihre Konkurrentin Sara auf, dass sie für ein paar Tage mit Kopftuch zur Schule kommen soll, um zu erleben, wie sich eine solche rassistische Diskriminierung anfühlt. Bisher war nur Herbert das MobbingOpfer im Jahrgang. Mit Saras Kopftuch entfremden sich jedoch befreundete Schüler und Schülerinnen und auch ihr Partner von ihr. Auch die Theaterrolle wird ihr wieder entzogen, es gibt ein zweites Vorsprechen und ihr Vater wird an die Schule gerufen. Wie Herbert ist Sara nun isoliert. Unerwartet führt nun ausgerechnet dieser alle wieder zusammen, indem nicht nur die jungen Frauen, sondern auch die jungen Männer gemeinsam kopftuchtragend zum zweiten Vorsprechen gehen und so Deutsche mit und ohne Migrationsgeschichte solidarisch zusammenhalten.
Mögliche Interpretation des Filmendes: Die am Ende gezeigte Solidarität richtet sich einerseits gegen den Anpassungsdruck einer potentiell dominant herkunftsdeutschen Schule, provokant personifiziert durch den Namen der Lehrerin „Frau Schmidt“. Klassen muss dennoch verdeutlicht werden, dass viele Lehrkräfte antirassistisch handeln. Andererseits richtet sich die Solidarität gegen die Eltern einer längst der Kindheit entwachsenen Generation, die ernst genommen werden möchte. Der Film kann in vier Sequenzen unterteilt werden, die ggf. von Lerngruppen erarbeitet werden können:
Sequenz I: Einführung und Vorstellung der Figuren
Sequenz II: Die Wette
Sequenz III: Folgen der Wette
Sequenz IV: Herbert führt alle zusammen
Durch Methoden des Kreativen Schreibens wurden am Filmende bewusst Wünsche, Sehnsüchte und eine utopistische Antizipation hineingenommen.1 Das heißt, dass das vielleicht als unrealistisch wahrgenommene optimistische Ende des Films nicht Sehgewohnheiten aus dem Hollywood-Kino geschuldet ist, sondern im Rahmen von Emanzipation und Empowerment ein ersehntes kollektives und solidarisches Handeln vorschlägt. Damit wird die Realität zumindest im Film überlistet – ein legitimes Bedürfnis nicht nur von jungen Erwachsenen, die die Welt zukünftig vielleicht noch mehr mit Humor, Lust, Mut und Hoffnung gestalten müssen als wir Älteren. Damit soll jedoch nicht gesagt werden, dass der Film unrealistisch ist. Die mediale Übertreibung der vermeintlichen und faktischen Stigmatisierung von Herkunftsdeutschen wird von den Schülerinnen und Schüler lediglich zurückgewiesen, während Mobbing und (institutioneller) Rassismus jeglicher Art von ihnen ernst verhandelt werden. Auch der potentiell erfolgreiche Ausgang des solidarischen Zusammenschlusses der Figuren am Filmende bleibt bewusst unklar. In einem Unterrichtsbaustein werden Lerngruppen daher dazu angehalten, durch produktorientiertes Schreiben das Drehbuch weiterzuführen.
Credits
»standhalten«
Deutschland 2011
Deutsch-Original mit englischem Untertitel
Genre: Kurzfilm, Drama, Komödie
Länge: 11 Minuten
Preis: Filmfestival abgedreht 2011
Regie: Sofian Bello
Regieassistenz: Marcin Michalski
Produktionsleitung: Fatma Ulusoy
Drehbuch: Kirchdorf Crew (Ebru Akkuş, Handan Akkuş, Zeynep Alagöz, Marcel Azim Ansari, Dilan Atuğ, Osman Aydin, Kanun Aygüneş, Sofian Sidney Bello, Alberta Boateng, Franky Boateng, Ahmet Celik, Merve Demir, Gezim Dzabiri, Marc Fögen, Ayla Gvevrekçi, Kevin Nasir Gyameshie, Hakan Kasbek, Julia Kretschmann, Mehdi Madbat, Ayat Mustapha, Elvira Osmanovic, Erkan Paça, André Palme, Emre Palteki, Begül Rüzgar, Ines Saad, Ali Sancak, Harri Schümann, Derya Şen, Yusuf Şimşek, Hüseyin Emre Subaşı, Gizem Tufan, Mustafa Bariş Türkoğlu, Fatma Ulusoy, Khang Van, Khuong Van, Volkan Yaman, Büşra Yildız, Harun Yildız)
Kamera: Kirchdorf Crew
Schnitt: Sofian Bello
Schnittassistenz: Marcin Michalski
Darstellende: Dilan Atuğ (Sara), Gezim Dzabiri (Herbert), Büşra Yıldız (Bahar), Hüseyin Emre Subaşi (Alex), Julia Kretschmann (Frau Schmidt), Ramses Michael Oueslati (Herr Adam/Saras Vater)
Ton: Marc Fögen